Grüne Rechenzentren – überhaupt ein realistischer Ansatz in Zeiten der Energiekrise?

München, Starnberg, 23. April 2024 - Zur Idee des „Grünen Rechenzentrums“ vor dem Hintergrund des beschleunigten Wachstums von Daten, Cloud-Diensten und GenAI...

Zum Hintergrund: Rechenzentren sind im Zeitalter von Cloud-Services, Streaming-Diensten, künstlicher Intelligenz sowie auf Grund des raschen technologischen Fortschritts und weiterer regulatorischer Anforderungen verstärkt gefordert (alleine nach dem Worldwide IDC Global DataSphere Forecast 2022-2026 sollen im Jahr 2025 z.B. über 180 Milliarden Terabyte and Daten erstellt-/repliziert werden). Der hohe Energiebedarf stellt den weiteren Kapazitätsausbau somit vor verschiedenste Herausforderungen – und nicht zuletzt deshalb verfolgen Betreiber den Ansatz eines „Grünen Rechenzentrums“. Dieses soll so nachhaltig und energiesparend arbeiten wie nur möglich. Doch ist die Idee im Zuge der genannten Entwicklungen und dem raschen Wachstum von KI, Digitalisierung & Co. überhaupt realistisch umzusetzen – oder greift der Handlungsbedarf viel tiefer? Rosanne Kincaid-Smith, Group COO bei Northern Data, geht für uns in der Q&A auf einige zentrale Aspekte dieser Entwicklungen aus Sicht Ihres Unternehmens ein. (1)

 

Q: Wie wirken sich die Energiepreise auf Rechenzentren im Jahr 2024 und darüber hinaus aus?

Die steigenden Energiepreise werden Betreiber von Rechenzentren wahrscheinlich dazu veranlassen, verstärkt auf erneuerbare Energiequellen zurückzugreifen. Und da die Kosten für Windkraft, Solarenergie und andere erneuerbare Energien weiter sinken, werden diese Energieformen für Rechenzentren zunehmend wirtschaftlich rentabel. Diese Verlagerung wird durch die Nachfrage der Kunden nach umweltfreundlicherem Computing und aufgrund des rechtlichen Drucks noch zusätzlich vorangetrieben.

 

Q: Der Energiebedarf von Rechenzentren soll bis 2030 voraussichtlich 35 Gigawatt erreichen. Müssen wir unsere Energieinfrastruktur grundlegend ändern, um diesen massiven Anstieg bewältigen zu können? Wer wird für diese Investitionen aufkommen?

Aufgrund dieser Prognose ist ein grundlegender Wandel in der Energieinfrastruktur unumgänglich. Die Umstellung wird wahrscheinlich sowohl öffentliche als auch private Investitionen erfordern, wobei die Kosten möglicherweise zwischen Regierungen, Versorgern sowie den Betreibern von Rechenzentren aufgeteilt werden. Der Schwerpunkt wird auf dem Ausbau der Netzkapazität, der Integration erneuerbarer Energiequellen und der Verbesserung von Energiespeicherlösungen liegen müssen.

 

Q: Ist die Idee des „Grünen Rechenzentrums“ vor dem Hintergrund des rasanten Wachstums von Cloud-Diensten und GenAI, die alle enorme Mengen an Energie verbrauchen, überhaupt möglich?

Ja, das Konzept der grünen Rechenzentren ist tatsächlich zunehmend realisierbar, auch vor dem genannten Hintergrund. Dies haben wir Innovationen in den Bereichen Energieeffizienz, Kühltechnologien und der zunehmenden Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien zu verdanken. Die Betreiber investieren in Nachhaltigkeit nicht nur, um die Umweltbelastung zu verringern, sondern auch, um den Energieverbrauch zu senken.

 

Q: Gibt es neue Technologien oder Strategien in der Rechenzentrumsbranche, die die Auswirkungen der steigenden Energiepreise abmildern könnten? Können Rechenzentren ihre Serviceleistungen weiter ausbauen und gleichzeitig auch ihren Energieverbrauch senken?

Die Energiepreise werden kleinere Rechenzentren wahrscheinlich stärker treffen als Hyperscale-Einrichtungen. Hyperscaler haben Größenvorteile, um in energieeffiziente Technologien zu investieren und bessere Energietarife auszuhandeln. Betreiber kleinerer Rechenzentren könnten dagegen Schwierigkeiten haben, die für solche Technologien erforderlichen Investitionen zu tätigen, was ihre Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität beeinträchtigen könnte.

 

Q: Wie werden sich die Energiepreise Ihrer Meinung nach auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Rentabilität der verschiedenen Arten von Rechenzentren auswirken, z. B. zwischen Hyperscalern und kleineren Einrichtungen?

Fortschrittliche Kühltechniken (Flüssigkeitskühlung, Immersionskühlung), KI-gesteuerte Energiemanagementsysteme und die Entwicklung energieeffizienterer Hardware sind wichtige Ansätze. Diese Technologien zielen darauf ab, den Energieverbrauch von Rechenzentren zu senken und ihnen gleichzeitig zu ermöglichen, ihre Serviceleistungen zu erweitern. Darüber hinaus lassen sich die Auswirkungen steigender Energiepreise durch die Erzeugung erneuerbarer Energie vor Ort und zur Energiespeicherung mildern.
 

 

Abb.: Beteiligtes RZ-Infrastruktur-Equipment (Geräte). U.S. Department of Energy. Office of Scientific and Technical Information / United States Data Center Energy Usage Report. June 2016.

Arman Shehabi, Sarah Smith, Dale Sartor, Richard Brown, Magnus Herrlin. Environmental and Energy Impact Division, Lawrence Berkeley National Laboratory. Jonathan Koomey, Steyer-Taylor Center for Energy Policy and Finance, Stanford University. Eric Masanet, McCormick School of Engineering, Northwestern University. Nathaniel Horner, Inês Azevedo, Climate and Energy Decision Making Center, Carnegie Mellon University. William Lintner, Federal Energy Management Program, U.S. Department of Energy. Quelle / externer link > https://www.osti.gov/biblio/1372902

 

Alle Unternehmen und Organisationen sind bestrebt, Klimaneutralität zu erreichen. Wie entwickeln die Betreiber ihre Strategien? Und wie passt das Thema Energie in diese Pläne?

Rechenzentren beziehen zunehmend Energieaspekte in ihre Strategien zur Klimaneutralität ein, indem sie in erneuerbare Energien investieren, die Energieeffizienz verbessern und an Programmen zum Ausgleich von Kohlenstoffemissionen teilnehmen. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht nur auf der Reduzierung des direkten Energieverbrauchs, sondern auch darauf, sicherzustellen, dass die verwendete Energie nachhaltig bezogen wird.


Die Northern Data Group ist ein Anbieter von energieeffizienter High-Performance-Computing-(HPC)-Infrastruktur für Unternehmen und Forschungseinrichtungen, der GPU- und ASIC-basierte Lösungen einsetzt. Flexible Rechenleistung treibt die Innovation in den drei Kerngeschäftsbereichen des Anbierters voran: Taiga Cloud, Ardent Data Centers und Peak Mining. Partnerschaften mit branchenführenden Herstellern wie Gigabyte, AMD und NVIDIA sind laut dem Anbieter von grundlegender Bedeutung für die Beschleunigung von Innovationen in Bereichen wie Biowissenschaften, Finanzdienstleistungen und Energie. Quelle / externer link > https://northerndata.de/




(1) Das Bild zeigt Rosanne Kincaid-Smith, Group COO bei Northern Data (Bildquelle: Northern Data).

 

Querverweis:

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